Recruiting 4.0

Im Rahmen unserer Hausmesse congredi haben Marco Hillers (ehemals Consultant im KI.M) und Prof. Dr. Christian Dries (Gründer und wissenschaftlicher Leiter des KI.M) einen Workshop zum Thema "Recrutainment und die Zukunft der Personalauswahl" angeboten.

Der Rekrutierungsprozess hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Vom Recruiting 1.0 mit Stellenanzeigen am Schwarzen Brett oder in Printmedien, über Recruiting 2.0, bei dem preisgünstige Online-Anzeigen die Reichweite erweiterten. Das Grundprinzip „Post, Spray & Pray“ blieb allerdings bestehen. Das sieht beim aktuellen Recruiting 3.0 bereits anders aus: Durch Profiler-Software werden auch nicht-suchende Individuen angesprochen, denn jeder ist ein potenzieller Kandidat und gut ausgebildete Fachkräfte werden immer mehr zu Mangelware. Zusätzlich bauen immer mehr Unternehmen auf Employer Branding, die Besetzung der Unternehmens-Marke mit dem Image eines guten Arbeitgebers.

Was verändert sich nun im Recruiting 4.0? Wie hat sich der Rekrutierungsprozess bereits verändert und was muss sich in Zukunft noch ändern, um dem Digitalen Wandel gerecht zu werden? Welche Auswirkungen hat die Arbeitswelt 4.0 auf den Personalauswahlprozess? Im Rahmen der congredi coeln 2016 haben wir uns in unserem  Workshop zum Thema „Recrutainment und die Zukunft der Personalauswahl“ mit diesen Fragen auseinandergesetzt und die Visionen für zukünftiges Personalmanagement mit HR-Professionals diskutiert. Im Zentrum standen dabei die Trendthemen Virtual Reality, Bewerbermatching und Recrutainment. 

1. Virtual Reality

Virtual Reality bezeichnet die Darstellung einer computergenerierten Welt. Im Recruiting 4.0 können potenzielle Kandidaten in die virtuelle Welt des Unternehmens eintauchen, sich die Räumlichkeiten und verschiedenen Bereiche z. B. in einer 360°-Tour anschauen und so ihren zukünftigen Arbeitgeber hautnah erleben – Employer Branding mit neuartiger Technologie. Für den Rekrutierungsprozess der Zukunft könnten potenzielle Kandidaten Vorauswahltests direkt innerhalb der virtuellen Umgebung des Unternehmens absolvieren. In unserem Workshop konnten die HR-Professionals die Virtual-Reality Brillen, mit denen beispielsweise 360°-Touren realisiert werden, direkt ausprobieren.

2. Bewerbermatching

Matching-Plattformen, die ähnlich dem Online-Dating Bewerber und Unternehmen anhand ihrer Profile zusammenführen, sind die Zukunft des Recruitings. Ein Algorithmus filtert die passenden Kandidaten anhand der Profile und zeigt den Unternehmen nur genau die Interessenten, die auf Basis der Stellenanforderungen passen. Stellenanzeigen gehören der Vergangenheit an. Im Recruiting 4.0 bekommen Unternehmen eine automatisierte Vorselektion der passenden Kandidaten anhand von definierten harten (z.B. Abschluss) und weichen Faktoren (z.B. Persönlichkeitseigenschaften). 

Praxisbeispiel: Talents Connect

Noch bieten Matching-Plattformen dem Personaler nur die Vorarbeit für seine Entscheidung. Doch in der Arbeitswelt 4.0 wird uns kurz- bis mittelfristig auch der vollautomatisierte Besetzungsprozess begegnen. Im Rahmen des Workshops befragten wir HR-Professionals, wann sie den vollautomatisierten Besetzungsprozess ab der Bewerbung als realistisch in ihrem Unternehmen ansehen. Für Praktikumsstellen konnten sich alle Workshopteilnehmer eine zeitnahe Realisierung vorstellen. Die Etablierung für den Prozess der Besetzung von Führungspositionen sehen die meisten hingegen erst mittel- bis langfristig. Dass das Bewerbermatching in der Arbeitswelt der Zukunft ausgeweitet wird und Besetzungen vollautomatisiert ablaufen werden, schätzen alle als realistisch ein. 

3. Recrutainment

Im Recruiting 4.0 werden Recruiting und Entertainment zum Recrutainment vereint: spielerisch-simulative Elemente können zur Berufsorientierung, im Employer Branding oder der Personalbeschaffung und -auswahl eingesetzt werden. Unterhaltung ist hierbei kein Selbstzweck. Wichtig im Recrutainment ist immer der konkrete Bezug zu einem Arbeitgeber, einer Ausbildungseinrichtung, Berufen/Berufsbildern oder Berufs- und Bildungswegen.

Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Recrutainment kann beispielsweise Informationen über das Unternehmen vermitteln. In sogenannten Online Realistic Job Previews können sich Interessenten mittels unternehmensindividueller Berufsorientierungsspielen oder Online-Rundgängen auf spielerische und unterhaltsame Weise einen Einblick in das Unternehmen und das Berufsbild verschaffen. Auch die Integration von Recrutainment in Auswahltests wird uns in der Arbeitswelt 4.0 begegnen. Die Verwendung von Spielelementen kann sich positiv auf das Employer Branding auswirken und bietet dadurch einen großen Mehrwert für den Auswahlprozess.